Das Wiener Kaffeehaus: Buchstäblich ein Literatur-Hot-Spot.
Aus der literarischen Perspektive ist das Kaffeehaus sicher einer der spannendsten Schauplätze der vergangenen zweihundert Jahre. Thomas Bernhard konnte man hier treffen, Elfriede Jelinek, Friederike Mayröcker und Stefan Zweig – aber auch Robert Menasse ist bekannt dafür, im Kaffeehaus ein zweites Wohnzimmer und literarisches Schreibzimmer gefunden zu haben.
Hier wird gelesen und geschrieben, diskutiert und applaudiert – vor allem aber kann man sich zwischen Tageszeitungen, Einspännern und Karambol besonders gut inspirieren lassen. Dabei muss man gar nicht zwangsweise selbst die Feder schwingen: Bei vielseitigen literarischen Veranstaltungen kann man sich im Wiener Kaffeehaus vorzüglich dem Genuss zeitgenössischer Literatur hingeben.
Autor:innenlesungen– Text trifft Publikum
Viele Autor:innen, Kollektive und Klubs touren in der Literaturszene von Café zu Café, um ihre Lesungen zu veranstalten. Große und kleine Schriftsteller:innen treffen hier aufeinander und finden so intellektuellen Austausch unter Gleichgesinnten. Dadurch schaffen die Wiener Kaffeehäuser eine unverzichtbare Bühne für Texte unterschiedlichster Literaturgattungen, die im regulären Literaturbetrieb ansonsten vielleicht ungelesen bleiben würden.
Typische Anlaufstellen für literarische Veranstaltungen sind beispielsweise das Café Museum mit seinen “Literatur-Stunden”, aber auch im Extrazimmer des Café Frauenhuber kann man Lesungen und Buchpräsentationen in ausgesprochen entspannter Atmosphäre genießen.
Kaffee und (Ta)torte – Kriminacht im Kaffeehaus
Wem der Espresso den Puls nicht hoch genug treibt, der kann sich bei der jährlich stattfindenden Kriminacht so richtig unter Hochspannung versetzen lassen. Literatur läuft hier unter dem Motto “Mord und Totschlag“ und bietet an unterschiedlichsten Locations mitreißende Lesungen von bekannten Autor:innen, die ihre Kriminalfälle vor Publikum zum Leben erwecken. Wer sich also gerne gruselt, wer gerne Detektiv spielt, wer sich gerne den Kopf über den wahren Mörder zerbrechen mag, für den ist die Wiener Kriminacht ein absoluter Pflichttermin. In mehr als 30 Cafés und an ausgewählten Zusatzlocations (vergangenes Jahr zum Beispiel die Aufbahrungshalle am Zentralfriedhof) kommen Krimi- und Horror-Fans so richtig auf ihre Kosten.
Apropos Kosten: Kosten tut die Krimi-Nacht übrigens gar nichts – Eintritt frei! Nur reservieren sollte man beim gewünschten Termin, der Andrang ist nämlich immer groß.
Miteinander gegeneinander: Wiener Poetry Slams
Kein Mord und Totschlag , aber doch einiges an kompetitiver Wettbewerbsstimmung kommt bei den Poetry Slams auf – einer ganz besonderen literarischen Veranstaltungsform, die immer beliebter wird. Slammer und Slammerinnen tragen hier textliche Eigenkreationen vor – und müssen sich neben anderen Regeln an einen strengen Zeitrahmen halten. Die
Darbietungen werden dabei von einer Jury oder dem Publikum bewertet und nach Gefallen und Besser-Gefallen gereiht. Veranstaltungen wie diese stechen besonders mit ihren performativen Elementen heraus, was den Zuschauer*innen eine Mischung von Literatur und Entertainment liefert. Beliebte Spielstätte für Poetry und Slams ist unter anderem das Kulturcafe 7Stern im Achten.
Richtig erlesen: Literatur im Wiener Kaffeehaus
Ob Inspirationsort, Schreibzimmer oder Performance-Bühne: Kaum ein Ort ist in Wien so eng mit Literatur verbunden wie das Kaffeehaus. Natürlich kann man gute Texte und große Gedanken auch an vielen anderen Locations genießen, aber unserer Meinung nach wohl nirgends so gemütlich und gut versorgt wie zwischen Kaffee, Mehlspeise und weißem Spritzer. Und vieles davon sogar bei freiem Eintritt. Auch das ein guter Grund, warum viele der Kaffeehausliteraten ausgerechnet dort ein zweites Zuhause gefunden haben.